Placebo

Aus Familienwortschatz
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Placebo (lat.= ich werde gefallen) ist ein Arzneimittel (Scheinmedikament), das keinen Wirkstoff enthält. Es wirkt durch Auto- und Fremd-Suggestion.

Diese Wirkungsweise nennt man den Placebo-Effekt; die Konditionierung bzw. Erwartung an das Medikament, Linderung zu verschaffen, erklärt die Wirksamkeit. Eine Placebotherapie ist häufig wirksam, aber auch oft von Nebenwirkungen begleitet: Als häufigste Symptome nach Placebo-Einnahme werden Müdigkeit, Kopfschmerz, Magen-Darm-Beschwerden, Unruhe und Depression genannt.

1955 veröffentlichte der Arzt Henry Beecher seine Untersuchungen zur Wirksamkeit von Placebo. Im Zweiten Weltkrieg hatte er, als ihm das Morphin ausging, als "Verzweiflungstat" zur Schmerzbehandlung Kochsalzlösung injiziert und dabei festgestellt, dass dies in vielen Fällen die Schmerzen reduzierte. Später stellte man in anderen Studien fest, dass durch Placebo ausgelöste Schmerzminderung durch Naloxon antagonisiert werden konnte (Levine et al., 1979), seitdem vermutete man eine körpereigene Endorphinausschüttung.

Neuere Studien haben ergeben, dass es bei der Gabe von Placebos tatsächlich zur Ausschüttung körpereigener Schmerzmittel, der Endorphine, kommt. Somit ist der Effekt nicht nur eingebildet, sondern meßbar. Im Rahmen einer Untersuchung der Universität Michigan mußte eine Versuchsgruppe, der Schmerzen zugefügt wurde, die Stärke des Schmerzes auf einer Skala angeben. Personen, die ein Placebo erhielten, empfanden geringere Schmerzen. Die Endorphinausschüttung der Gehirne konnte im Positronen-Emissions-Tomographen nachgewiesen werden.

Bei Einfachblind- oder Doppelblindstudien für Arzneimittel wird immer einer Studiengruppe ein Plazebo verabreicht, um die Validität zu prüfen. Ein sogenanntes Psychoaktives Placebo enthält ebenfalls keinen erkrankungsspezifischen Wirkstoff, ahmt jedoch die Nebenwirkungen eines bestimmten Medikamentes nach und ist so noch überzeugender.

Quellen

  • Henry Beecher: The Powerful Placebo, Journal of the American Medical Association Vol. 159, Nr. 17, 1955
  • Thomas C. Gauler, Thomas R. Weihrauch: Placebo - Ein wirksames und ungefährliches Medikament?, Urban & Fischer 1997, ISBN 3541163313
  • Leuchter et al.: Changes In Brain Function Of Depressed Subjects During Treatment With Placebo, American Journal of Psychiatry, 01/2002
  • J. Oeltjenbruns, M. Schäfer: Klinische Bedeutung des Placeboeffektes, in: Der Anästhesist, Springer-Verlag Berlin/Heidelberg, Vol. 57, Nr.5 Mai 2008