Standardisierte Befragung

Aus Familienwortschatz
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Die Entscheidung für die Art der standardisierten Befragung hängt von vielen Aspekten ab. Ganz wesentlich sind natürlich Zeit- und Kostenfragen, denn mündliche Interviews benötigen sehr viel mehr Zeit für die Organisation und Durchführung. Dafür gibt es sehr viel genauere Kenntnisse über die Non-Response-Rate, wer aus welchen Gründen nicht an der Befragung teilnehmen möchte, was bei zufallsgesteuerten Stichproben durchaus sehr wichtig sein kann. Außerdem kann die Validität der Antworten allgemein eingeschätzt werden, weil die Befragte bei dem Interview beobachtet werden kann. Ein totales Ausweichen kann schneller festgestellt werden. Das Wichtigste jedoch ist die Möglichkeit der Befragten, Unklarheiten im Interview evtl. noch aufklären zu können. Bewährt hat sich in manchen Fällen eine Mischung aus schriftlicher Befragung und den Vorteilen der Gegenwart einer Untersuchenden.

So ist es z.B. sehr günstig, wenn in einer größeren Organisation mehrere Menschen befragt werden sollen, dies als gemeinsame Aktion zu organisieren. So könnte z. B. eine Befragung bei Pflegenden in einem Altenheim in einem Raum organisiert werden, in dem gemeinsam der Fragebogen ausgefüllt wird und ein Mitglied des Forschungsteams sowohl mündlich in das Projekt einführt als auch während des Ausfüllens des Fragebogens für mögliche Rückfragen zur Verfügung steht. Eine andere Variante ist, den Fragebogen mit mündlicher Einführung abzugeben und persönlich wieder abzuholen.

In der Studie zum Nachtdienst (Lit.: Bartholomeyczik et.al. 1993)

wurden bspw. die Fragebögen nachts an die einzelnen Teilnehmerinnen verteilt mit einer mündlichen Einführung, in der vor allem auf wichtige und schwierige Stellen im Fragebogen hingewiesen wurde. Am frühen Morgen wurde er dann wieder abgeholt, wobei dann mögliche Unklarheiten noch ,; beseitigt werden konnten, es konnte vor allem schnell kontrolliert werden, ob evtl. Seiten übersprungen und nicht ausgefüllt waren.

Der Nachteil mündlicher Befragungen ist, daß die Interviewten heiklen Fragen noch weniger ausweichen können als in schriftlichen. Der Effekt der sozialen Wünschbarkeit wirkt also noch sehr viel früher. Als ein Hilfsmittel hierbei können heikle Fragen schriftlich gestellt und in einem verschlossenen Umschlag an die Interviewerin zurückgegeben werden. Wichtig hierbei ist allerdings, daß der schriftliche Teil dieselbe Kennziffer für die Befragte enthalten muß wie der mündlich eingesetzte Fragebogen, damit die Daten hinterher zusammengeführt werden können.

Vorteil mündlicher Befragungen ist neben der allgemeinen Chance, eine positive Beziehung herzustellen auch, daß weitere technische Hilfsmittel genutzt werden können. So ist es oft hilfreich, zur Unterstützung bei technisch schwierigen Fragen die Fragen selbst oder Antwortkategorien auf Kärtchen den Befragten gesondert vorzulegen. Häufig gibt es auch Fragen, bei denen die Befragte z.B. die wichtigsten Punkte aus einer längeren Liste benennen soll.

Z. B. aus einer Befragung zur Arbeitssituation in der Pflege (Lit.: GÜNTERT et al. 1989, Anhang 2 Frage 90)

"Im folgenden finden Sie eine Liste verschiedener Aspekte Ihrer Arbeitssituation. Bitte kreuzen Sie jene 9 Aspekte an, die für Sie besonders wichtig sind.
a) Kontakt und Zusammenarbeit mit Kollegen/innen
b) Selbständig arbeiten
c) Verantwortung bei der Arbeit


In einem mündlichen Interview kann es hilfreich sein, jeden Punkt auf einem Kärtchen zu haben, die der Interviewten nebeneinander vorliegen. Sie muß dann die für sie wichtigsten Kärtchen herauslegen. Hinsichtlich solcher Hilfsmittel sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.

Die vom Aufwand her einfachste Variante einer schriftlichen Befragung ist die postalische. Hierbei ergibt sich neben der Notwendigkeit, entsprechende Adressen zu haben das große Problem des in der Regel geringen Rücklaufs. Die Motivation zur Befragung über die Postsendung anzuregen, ist also eine besonders wichtige Aufgabe. Rücklaufquoten von mehr als 50% gelten schon als gut.

Eine zunehmend genutzte Art der standardisierten Befragung ist das Telefoninterview. Das kann jedoch nicht so lang sein wie die anderen Befragungsmöglichkeiten. Entsprechende Vorbereitungen z.B. per Post sind sicher hilfreich.


Vor der Durchführung erfordert es die Erstellung eines Leitfadens für die beteiligten "Forschenden", in dem das Verhalten bei Rückfragen festgelegt wird. Ausserdem sollte ein Probelauf (Pretest) stattfinden, in dem Unklarheiten bei der Formulierung oder im technischen Ablauf aufgedeckt und korrigiert werden können.


siehe auch

Fragebogen - Interview - Artefakte


Literatur

  • Bartholomeyczik, Sabine et.al. (1993): "Die Nacht im Krankenhaus aus Sicht der Pflegenden", Verlag Krankenpflege, Eschborn, ISBN 3927944033
  • Güntert et al. (1989): "?", ISBN

Weblinks